Das Seminar analysiert Computerspiele aus produktionsästhetischer Perspektive und fragt nach den Aktanten, die am Prozess der Spielentwicklung beteiligt sind. Wie und mittels welcher Medien - so werden unsere Fragen beispielsweise lauten - notieren Gamedesigner ihre Ideen einer Levelarchitektur so, dass diese später von Programmierern implementiert werden kann; welche Hard- und Softwarekomponenten kommen wann wofür zum Einsatz; oder wie sieht die Verteilung von Schreibtischen in einem Entwicklerbüro aus? Das heißt, wir werden vom Klebezettel bis zum Karriereverlauf eines Designers möglichst viele und vielfältige Aktanten in den Blick zu nehmen versuchen, um die Kreativitäten verstehen zu lernen, die an der Entstehung des komplexen Artefakts Computerspiel beteiligt sind.
Methodenbesteck sind dabei die nahsichtige Betrachtung und dichte Beschreibung aller vorfindbaren Dinge, Menschen und Prozesse, so wie sie insbesondere die Akteur-Netzwerk-Theorie vorführt. Die für unsere Arbeit notwendigen Grundlagen dieser Theorie werden in den ersten beiden Sitzungen vermittelt werden. Verbindlich für alle TeilnehmerInnen ist zu Beginn die Lektüre von Bruno Latour: Der „Pedologen-Faden" von Boa Vista - eine photo-philosophische Montage, in: Ders.: Der Berliner Schlüssel. Erkundungen eines Liebhabers der Wissenschaften(1993), Berlin 1996, S. 191-248. Der Text wird unmittelbar nach der ersten Seminarsitzung auf Moodle zur Verfügung stehen.
Die Arbeit des Seminars wird in eine Publikation münden, in der die untersuchten Aktanten in einzelnen Kapiteln vorgestellt werden und die Ende 2011 unter dem Titel „Game Laboratory Studies. Von den Künsten der Spielprogrammierung" als Heft 2/2011 des Periodikums „Navigationen. Zeitschrift für Medien- und Kulturwissenschaften" erscheinen wird. Dementsprechend wird von den TeilnehmerInnen des Seminars nicht nur ein hohes Maß an Eigeninitiative erwartet, das die Auswertung einschlägiger Entwicklerhandbücher genauso wie das Ausfindigmachen geeigneter Gesprächspartner aus der Entwicklerbranche umfasst, sondern auch eine zügige und zielgerichtete Arbeitsweise. So müssen sämtliche zur Publikation vorgesehenen Texte (die relativ kurz sein und auch kooperativ verfasst werden dürfen) bis zum 31. März 2011 abgegeben sein.
Anmeldungen zum Seminar sind bis zum 26. Oktober 2010 willkommen.