Serien sind Verfahren, Formen und ästhetische Objekte, welche für die moderne Medienkultur von grundlegender Bedeutung sind: Ausgehend von der Chronofotografie (Muybridge, Marey) und den Feuilletonromanen (u.a. Dumas, Melville, Flaubert, Dostojewski) des 19. Jahrhunderts über die industrielle Fließbandfertigung (Ford), Radio-Serien, die Serielle Musik (Boulez), die Bildsequenzen des Comics, die Bildreihen (Monet) sowie seriellen Motive und Verfahren (Warhol) moderner Kunst bis zur Multi-Serialität des Computerspiels affiziert die Serie nahezu das gesamte Spektrum medienkultureller Produktion der Moderne.
Kaum ein anderes Medium verpflichtet sich der Serialität jedoch so sehr wie das Fernsehen: In ihren Programmschemata, dem Collagecharakter ihrer Übertragungsbilder sowie der Genese ihrer ästhetischen Formen zeichnet sich die Television als das serielle Medium der Moderne und die Fernsehserie als das Experimentierfeld für serielle Formen und Verfahren aus. Gerade zeitgenössische TV-Serien (u.a. The Wire, Six Feet Under, Breaking Bad, Mad Men, Game of Thrones) bilden dabei neue Konfigurationen von Serialität aus, die sich als Reaktion auf und Herbeiführung des medialen Wandels beschreiben lassen. In vermeintlich marginalen Phänomenen wie dem Teaser, dem Recap und dem Spoiler verdichtet sich die Serie zu einer Komplexitätsfigur des Wandels und lässt sich somit sowohl als Rekonfiguration des Fernsehens als auch als Vorgriff digitalen Medienwandels fassen.
Ausgehend von einem kursorischen Überblick über die Serie als charakteristische Form der Moderne und theoretischen Konzeptionen zur Serialität des Fernsehens erschließt das Seminar Fernsehserien folglich über die Techniken und Figuren ihrer Produktion, Distribution, Rezeption und Organisation. In Frage stehen dabei insbesondere Phänomene wie das Recapping, Binge-Watching, Plattformmigration (Netflix, Watchever, etc.) und transmediale Expansionsformen (Wikis, Blogs, Webisodes, Apps, etc.).