'Fernsehen' verdichtet schon begrifflich die Komplexität von modernen Massenmedien. Als vorwiegend häusliches Bildschirm-Medium – "der Fernseher" – ist es erstens an die öffentliche Infrastruktur angeschlossenes Möbelstück, das in die sozialen Arrangements von Haushalten eingreift. Als Institution – "das Fernsehen" – ist es zweitens eingelassen in die juridischen wie ökonomischen Rahmungen moderner Gesellschaften und mit je spezifischen Aufgabenstellungen (Information, Erziehung, Unterhaltung, Werbung) konfrontiert. Als Tätigkeit – "fernsehen" – meint es drittens die audio-visuelle Verdichtung von Räumlichkeit, die als technisch vermittelte Operation einerseits im Bild, andererseits in der sozial gerahmten Rezeptionssituation erfolgt und in diesem Wechselverhältnis spezifische ästhetische Praktiken ausbildet.
Im Seminar wird der Gegenstand 'Fernsehen' daher anhand der Lektüre einschlägiger Texte der Television Studies sowie der Erarbeitung eigener Analysen multiperspektivisch untersucht: Ausgehend von der Problematisierung des medienhistorischen Zusammenhangs zwischen Technik, Gesellschaft und Ästhetik, der in der Durchsetzung des Fernsehens zum Leitmedium der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts virulent wird, soll so nachvollziehbar werden inwieweit und in welchen Formen die Television ihre komplexen Konstitutionsbedingungen umsetzt, aufführt und reflektiert.
Abgedeckt werden dabei verschiedene Strukturkategorien (Liveness, Flow, Serie), fernsehhistorische Epochen (Paläo-/Neofernsehen) bis in die Gegenwart (Neues oder digitales Fernsehen), unterschiedliche Formate (Nachrichten, Shows, Reality-TV, Sitcom, Drama-Serien) und theoretisch-methodische Konzepte (Cultural Studies, Diskursanalyse, Production Studies).
Zur Vorbereitung und Begleitung empfohlene Lektüre:
R. Adelmann/J.-O. Hesse/J. Keilbach/M. Stauff/M. Thiele (Hrsg.): Grundlagentexte zur Fernsehwissenschaft. Theorie – Geschichte – Analyse. Konstanz: UVK (2001).
L. Engell: Fernsehtheorie zur Einführung. Hamburg: Junius (2012).