Einerseits gilt die Frage nach ‚Ideologie‘ als theoretisch veraltet, andererseits wird der Begriff häufig genutzt – etwa in politischen Debatten, wo es eine beliebte rhetorische Figur ist, dem jeweiligen Gegner ‚Ideologie‘ vorzuwerfen, was unterstellt, man selbst habe keine. ‚Ideologie‘ wird dabei zum Kampfbegriff, der eine irgendwie einseitig von Interessen verzerrte Beschreibung der Welt unterstellt – während man selbst offenbar im Besitz der ‚richtigen‘ und ‚sachlichen‘ Beschreibung ist. Aber möglicherweise gibt es keine einzig ‚richtige‘ Beschreibung der Welt – so erscheint es jedenfalls in der historischen und kulturvergleichenden Perspektive. Möglicherweise sind die alltäglichsten Annahmen (auch unsere eigenen) schon ideologisch. Schon diese Rolle des Begriffs der Ideologie in alltäglichen Diskursen lässt eine neuerliche Beschäftigung damit sinnvoll erscheinen. Um so mehr gilt im Zeitalter von ‚Fake News’ und Sozialen Medien, in denen alle möglichen – oft auch menschenverachtenden – Weltbeschreibungen zirkulieren. Es ist für eine pluralistische Demokratie wichtig, dass Ideologien bzw. der mögliche ideologische Charakter aller Aussagen erkannt und kritisiert werden können, was auch bedeutet sich selbst kritisieren zu können. Im Seminar soll in verschiedene Konzepte der Ideologie und ihrer Kritik anhand von Textlektüren eingeführt werden. Die Studierenden sollen in Präsentationen anhand von verschiedenem Medienmaterial (Filme, Websites, Computerspiele etc.) ihrer Wahl diese Ansätze anwenden. So werden die Studierenden für die Produktion und Reproduktion von Ideologien in der Medienkultur sensibilisiert.