Mediale Interventionen: Kulturtechniken des Reality-TV
Dominik Maeder
Seit der Implementierung als gesellschaftlichem Leitmedium in den
1950er-Jahren gehört zum Fernsehen ein Selbst- wie Fremdverständnis als
mediale Kulturtechnik: Es sollte bilden, erziehen, informieren,
unterhalten, vergemeinschaften. In den vergangenen zehn bis 20 Jahren
hat sich – parallel zum Aufkommen des Internets als neuem Leitmedium der
Gesellschaft – mit dem Reality-TV ein Genre etabliert, das sich aktiv
der Bearbeitung jener Wirklichkeit verschreibt, die es zeigt:
Deutschland sucht den Superstar (RTL, 2002-) trainiert Amateure zu
Profis, The Biggest Loser (ProSieben/Sat1, 2009-) betreibt Diät-, Raus
aus den Schulden (RTL, 2007-) Finanzberatung, Ich bin ein Star... Holt
mich hier raus! (RTL, 2004-) versetzt TV-Persönlichkeiten in die
therapeutische Robinsonade eines (vermeintlichen) Naturzustands, während
Germany’s Next Topmodel (ProSieben, 2006-) „Mädchen“ zu Models
transformiert. Die medienkulturtechnische Fundierung des Fernsehens
verschränkt sich so zunehmend mit „Technologien des Selbst“ (Michel
Foucault).
Anhand einschlägiger medienwissenschaftlicher Literatur und
detaillierter Programmanalysen werden im Seminar diese auf die
Bearbeitung von Individualität abzielenden „Mikropolitiken“ (Andrea
Seier) des Reality-Fernsehens in ihren medienästhetischen
Funktionsweisen, diskursiven Legitimationen, affektiven Rationalitäten
und narrativen Strukturen untersucht sowie die grundlegenden
theoretischen Zugänge nachvollzogen.
Insbesondere soll dabei auch diskutiert werden, wie die Durchsetzung des
Reality-Fernsehens im Kontext des zeitgenössischen Wandel des
Fernsehens selbst zu verstehen ist.
Teilnahmevoraussetzungen:
Übernahme eines Referats
Lektüre und gründliche Bearbeitung der Seminartexte
Hinweis:
Die für das Seminar relevanten Texte werden rechtzeitig zum Semesterbeginn als Reader zur Verfügung gestellt.