Selbstfahrende Autos, digitale Assistenzsysteme, humanoide Roboter, adaptive Nanodrohnen, fluide Interfaces oder smarte Supermärkte – derzeit herrscht wohl kein Mangel an technologischen Entwicklungen, die sich als Referenz der allgegenwärtigen Rede von einer (scheinbaren) Revolution bzw. einer neuen Ära der künstlichen Intelligenz anbieten. Gerade im Zusammenhang mit einer vermeintlichen oder tatsächlichen Autonomisierung technischer Infrastrukturen und Systeme hat das Thema «Künstliche Intelligenz» als Schüsseltechnologie, Konzept und soziotechnisches Gefüge derzeit wieder Konjunktur.
Vor allem scheinen moderne Ansätze der KI(-Forschung) die Bedingungen, Praktiken und Erscheinungsformen der digitalen Medienkultur zu verändern. Speziell dort, wo Plattformen wie Netflix oder soziale Medien wie Facebook auf die Nutzung und Auswertung von Big Data setzen, gewinnen moderne Technologien der KI und sogenannte maschinelle Lernverfahren immer mehr an Bedeutung.
Verfahren der KI transformieren jedoch nicht bloß die Formen und Praktiken «der Medien». Medien spielen auch und gerade dort eine Rolle, wo zum Beispiel eben jene maschinelle Lernverfahren Bilder, Texte und Sprache als ihr Lern- und Datenmaterial nutzen und insofern diese im weitesten Sinne als Möglichkeitsbedingungen kultureller (Wissens)Praktiken in Erscheinung treten. Aber was heißt das genau? Und inwieweit kann eine Medienwissenschaft auf die Herausforderung der gegenwärtigen Konjunktur künstlicher Intelligenzen angemessen reagieren, speziell vor dem Hintergrund, dass sich die Disziplin stets (wenn auch in der Vergangenheit vielleicht nur randständig) auch mit Problemstellungen der KI und ihrer Erforschung beschäftigt hat?
Vor diesem Hintergrund fragt das Themenheft nach dem Verhältnis von Medien und künstlichen Intelligenzen – nach der Intelligenz unserer Medien/Umgebungen und den Medien künstlicher Intelligenzen. Welche Medien brauch(t)en künstliche Intelligenzen? Inwieweit kann oder muss eine wie auch immer medienwissenschaftlich profilierte Kritik der KI auch mit einer Kritik des neoliberalen Kapitalismus und seines Gesellschaftsmodells verzahnt sein? Gibt es auch künstliche Dummheit? Wie zeigt sich diese in den zahlreichen Dysfunktionalitäten (z. B. bei der Bildersuche) und Störungen von KI-Systemen? Inwiefern haben KI-Systeme (oder die Praktiken mit ihnen) einen ‹bias› – gender, race, class – und können die kritischen Ansätze genutzt werden, die in der Medienwissenschaft schon lange verwendet wurden, um den ‹bias› technologischer Medien zu analysieren? Welche ethischen Probleme gehen mit Entscheidungen einher, die von KI-Systemen getroffen werden? Welche politischen und aktivistischen Aneignungen gibt es in verschiedenen Praktiken mit KI? Und welche medienwissenschaftlichen Erkenntnisse über deren ‹black-boxes› erlauben diese?
Redaktion des Schwerpunkts: Christoph Ernst, Irina Kaldrack, Jens Schröter, Andreas Sudmann
Einreichung kompletter Beiträge im Umfang von ca. 25.000 Zeichen bis Ende Dezember 2018 erbeten an
schroeter@uni-bonn.de
Stylesheet und weitere Hinweise unter
www.zfmedienwissenschaft.de/service/submission-guidelines
Texteinreichungen bis Ende Dezember 2018
Zwei Bücher von und mit Jens Schröter sind nun bei Transcript im Open Access verfügbar:
"Das Netz und die Virtuelle Realität"
und
(hrsg. zusammen mit Alexander Böhnke): Analog/Digital. Opposition oder Kontinuum?"
Mit der Bezeichnung Ambient verbinden sich jene zugleich unaufdringlichen wie hörintensiven Klänge und Klangfolgen, die der Musikproduzent Brian Eno als Spielart populärer Musik etabliert hat. Dieser Band fragt, wie der Einfluss der Ambient Music (= Hintergrundmusik) zu beschreiben ist. Außerdem fragt er nach den Übertragungen: Lässt sich das Konzept des Ambient auch als eine Ästhetik des Hintergrunds begreifen, das sich auch auf andere, ähnlich gelagerte Phänomene ausweiten lässt? Etwa auf Literatur oder Film, Computergraphik oder Flugzeugkabinen?
Die ab Heft 1/2015 von Prof. Dr. Jens Schröter als Hauptherausgeber zusammen mit dem Graduiertenkolleg "Locating Media" (Universität Siegen) und JProf. Benjamin Beil (Universität zu Köln) herausgegebene kultur- und medienwissenschaftliche Zeitschrift „Navigationen“ widmet sich in ihrer aktuellen Ausgabe (2/2017) dem Thema "Medien, Interfaces und implizites Wissen".
Das Navigationen-Heft »Medien, Interfaces und implizites Wissen« thematisiert den wichtigen und für die Medienwissenschaft – gerade in Zeiten aktueller praxistheoretischer Diskussionen – außerordentlich wichtigen Zusammenhang zwischen Medien und implizitem Wissen. Exemplifiziert wird dieser Zusammenhang mit Beispielen aus den Bereichen des Interfacedesigns und der Interfacetheorie. Im Zeichen von Digitalisierung und Internet der Dinge sichten die Beiträge des Heftes analytische und theoretische Perspektiven zu Technologien wie Robotik oder Wearables, diskutieren aber auch übergeordnete Fragen des Interaktionsdesigns, der Wirtschaftstheorie und der allgemeinen Medientheorie.
Hier geht es zur Website des universi-Verlags. Hier ist der Link zum Volltext online.
In den letzten Jahren ist verschiedenen Formen des 3D-Drucks zunehmende Aufmerksamkeit zugekommen. Obwohl sich viele Techniken noch im Anfangsstadium befinden, werden teilweise schon weitreichende Vorstellungen über die Umwälzung der Ökonomie und der Kultur damit verbunden. Also ist der 3D-Druck mindestens bereits diskursiv ein bedeutendes Phänomen. In dem angestrebten Heft werden technische, juristische, medien- und kulturwissenschaftliche, soziologische, sowie kunsthistorische Perspektiven versammelt, die sich mit dem 3D-Druck, seinen Diskursen und Implikationen auseinandersetzen. Hier geht es zur Verlagsseite, wo man das Heft auch bestellen kann.
Das von Prof. Dr. Jens Schröter und Prof. Dr. Anja Stöffler (Mainz) beantragte DFG-Projekt "Van Gogh TV. Erschließung, Multimedia-Dokumentation und Analyse ihres Nachlasses" wurde bewilligt und nimmt voraussichtlich am 1.4.2018 seine Arbeit auf.
Hier geht es zu einer Pressemeldung bzgl. des Projekts von der FH Mainz.
Am 30.11. nimmt Prof. Dr. Jens Schröter als Sprecher des VW-Forschungsprojekts "Die Gesellschaft nach dem Geld" teil am Herrenhäuser Forum "Industrie 4.0". Hier geht es zur Zusammenfassung zum Mithören auf NDR Info.