JETZT ERSCHIENEN! Till A. Heilmann/Jens Schröter (Hrsg.): Marx - Geld - Digitale Medien, Doppelheft, 64/1-2, 2018, von Maske & Kothurn.
Den Ausgangspunkt des Heftes bilden zwei Beobachtungen. Erstens gibt es spätestens seit der Finanzkrise ab 2007 sowohl in der Öffentlichkeit wie auch in der Wissenschaft wieder ein vermehrtes Interesse an der Analyse und Kritik der kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung durch Karl Marx: Zu offensichtlich sind die ökonomischen Krisensymptome und ihre vielfältigen politischen, sozialen und kulturellen Auswirkungen. Zweitens scheinen die anhaltende Proliferation von vernetzter Digitaltechnik (Stichworte: Mobilkommunikation, Internet der Dinge, Ubiquitous Computing usw.) und die fortschreitende computergestützte Programmierung bzw. Algorithmierung von Prozessen aller Art auch Bereiche in die ökonomische Verwertung einzubeziehen, die dieser bislang fremd oder verschlossen waren (siehe etwa die sogenannte Sharing Economy mit Diensten wie Uber oder AirBnB). Beides, die akute Krisenhaftigkeit des Kapitalismus wie seine ungebrochene subsumierende Kraft, fordern zu einer eingehenderen Betrachtung auf. Dabei müssen die ökonomischen und die technologischen Dimensionen des Gegenstandes selbstredend gleichermaßen und in ihrer gegenseitigen Verschränkung berücksichtigt werden. Denn offensichtlich ist die kapitalistische Produktionsweise nicht nur durch die Anwendung technischer Arbeitsmittel oder Produktivkräfte im landläufigen bzw. engeren Sinne gegeben (d. h. durch die Maschinen, mit denen Güter hergestellt werden), sondern auch durch den Einsatz von Medien unterschiedlicher Art wie Uhren, Telekommunikationsnetzwerken oder Datenspeichern, nicht zuletzt aber durch die Angewiesenheit auf das allgemeine Medium Geld. Damit bietet sich der Analyse zugleich die Chance, einseitigen Auffassungen der jeweiligen Gegenstandsbereiche – also einem schlichten Ökonomismus oder Technizismus – zu entkommen und verkürzte Lesarten der Marx’schen Analyse des Kapitalismus einerseits und gängiger Medien- und Techniktheorien andererseits zu vermeiden. Das Heft soll einen Beitrag zur Diagnose des gegenwärtigen ‚digitalen‘ Kapitalismus liefern, indem die Arbeiten von Marx (aber auch Beiträge kritischer Theorietraditionen) vor dem Hintergrund neuer medien- und techniktheoretischer Ansätze und vice versa diskutiert werden.
Hier kann das Heft bestellt werden.
Jens Schröter / Till A. Heilmann
Marx. Geld. Digitale Medien. Eine Einführung
Andreas Wittel (Nottingham)
Wenn Medien und Gesellschaft verschmelzen: Warum Marx als Medientheoretiker entdeckt wird
Christian Schmidt (Leipzig)
»… ein Eunuche schmeichelt nicht niederträchtiger seinem Despoten«. Individualisierte Beeinflussung und die Marx’sche Kritik der bürgerlichen Verhältnisse
Harald Strauss (Stuttgart)
Wertform, Kapitalmetamorphosen und die diskrete Semio-Ökonomik des Geldmediums
Sebastian Sevignani (Jena)
Historisch-Materialistische Medien- und Kommunikationstheorie 2.0
Elmar Flatschart (Wien)
Geld als Medium oder Verhältnis?
Überlegungen zur Rolle des universellen Äquivalents in der Krisengesellschaft des 21. Jahrhunderts
Astrid Mager (Wien)
Zur Definition der Ideologie des Algorithmus: kommerzielle Suchmaschinen im Licht der Ideologiekritik
Felix Riedel (Marburg)
.Arbeit und Natur in World of Warcraft – Bürgerliche Ideologie im Spiel
Zur Methodologie der Game Studies – Ideologiekritik statt Medienethnographie
Atle Mikkola Kjøsen (London, Ontario)
Träumen Androiden vom Mehrwert?
Sabine Nuss (Berlin)
Die stigmergische Zukunft.
3D-Drucker in der Küche und eine Welt ohne Geld: über das Potenzial neuer Technologien für die Revolutionierung der Produktionsverhältnisse
Michael Mayer (Potsdam)
»Denn die Gestalt dieser Welt vergeht« (Kapital als Medium II.1)
Anitra Nelson (Melbourne)
Geld oder Sozialismus